Wenn Krankenpfleger einfach nicht mehr können
Burnout: Berufstätige immer länger krankgeschrieben – 2021 wieder mehr Fälle
Hannover, 16.05.2022
Völlig erschöpft und ausgebrannt: Vor allem seit der Corona-Krise sind Berufstätige immer länger wegen eines Burnouts krankgeschrieben. Das zeigen Daten zur Arbeitsunfähigkeit von Versicherten der KKH Kaufmännische Krankenkasse aus den vergangenen fünf Jahren. Demnach ist die durchschnittliche Krankheitsdauer pro Fall seit 2017 Jahr für Jahr stetig gestiegen. Den größten Sprung verzeichnet die KKH von 2019 auf das erste Corona-Jahr 2020 um fast 12 Prozent auf 31,5 Tage. „Das deutet darauf hin, dass es seit der Pandemie zunehmend schwerere Fälle von Burnout bei Berufstätigen gibt“, sagt KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick. Bisher hat sich die Lage auch noch nicht wieder entspannt: Im vergangenen Jahr waren Arbeitnehmer durchschnittlich 31,7 Tage wegen einer entsprechenden Arztdiagnose arbeitsunfähig gemeldet. Zudem ist die Zahl der Krankheitsfälle während der Krise wieder gestiegen, von 2020 auf 2021 um 6,4 Prozent. In den beiden Jahren zuvor hatte es jeweils einen Rückgang gegeben.
Betroffen sind vor allem Krankenpfleger, Erzieher, Verkäufer und Bürofachkräfte. Sie verursachten im vergangenen Jahr die meisten AU-Tage wegen eines Burnouts. Dies zeigt, dass Menschen mit Jobs in gesundheitlich-sozialen Bereichen beziehungsweise in Berufen mit viel Menschenkontakt ein besonders hohes Risiko haben auszubrennen. „Die Pandemie hat die Lage noch einmal verschärft“, sagt Antje Judick. Gerade Berufstätige im Gesundheitssektor stünden seit Corona vor völlig neuen Herausforderungen, die Arbeitsbelastung sei seitdem immens gestiegen. Aber auch Arbeitnehmer, die seit der Krise vermehrt im Homeoffice arbeiten und während der Lockdown-Phasen ihre Kinder zu Hause betreuen mussten, standen unter großem Druck. Akten auf dem Küchentisch, Telefonkonferenzen mit Kind auf dem Arm, berufliches Handyklingeln bis weit nach Feierabend: Job und Privatleben ließen sich häufig kaum noch voneinander trennen. Die Folge: Viele Betroffene fanden keine Zeit zur Regeneration und fühlten sich ausgebrannt. Die anhaltende Unsicherheit, die die Pandemie etwa auch mit Blick auf gesundheitliche Folgen wie Long Covid mit sich bringt, oder die Sorgen vor den Folgen anderer Krisenereignisse wie dem Krieg in der Ukraine können ebenfalls zu psychischem Stress führen und so ein Gefühl des Ausgebranntseins hervorrufen.
Burnout gilt nach wie vor nicht als eigenständiges Krankheitsbild, wird aber im neuen Diagnosekatalog (ICD-11) der WHO erstmals als Folge von chronischem Arbeitsstress definiert. Bislang diagnostizierten Mediziner ein Burnout als „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Typisch sind Symptome wie Erschöpfung, Antriebslosigkeit sowie ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Viele Betroffene können sich schlechter konzentrieren, haben Schlafstörungen, Verspannungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden sowie einen erhöhten Blutdruck. Diese Beschwerden bleiben über Wochen und Monate bestehen und bessern sich auch nicht nach einer gewissen Erholungszeit, etwa einem Urlaub. Dieser Dauerstress kann gravierende gesundheitliche Folgen haben, zum Beispiel in Form von schweren psychischen Leiden (etwa Depressionen) sowie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Darüber hinaus kann ein Burnout zu einem Leistungsabfall und einem Gleichgültigkeitsempfinden im Job führen, was im schlimmsten Fall eine Kündigung und einen sozialen Abstieg nach sich ziehen kann.
Der erste, aber auch der schwierigste Schritt für Betroffene ist, überhaupt zu erkennen, dass Dauerstress krank machen kann. Wer einen Hausarzt hat, dem er vertraut, sollte das Thema so früh wie möglich ansprechen – am besten schon, wenn die ersten Symptome wie Schlafstörungen auftreten. „In einfacheren Fällen kann bereits ein Seminar oder ein Coach zum Thema Zeit- und Selbstmanagement helfen“, rät Antje Judick. Die KKH etwa bietet zertifizierte Online-Entspannungskurse an. In schweren Fällen sollten Betroffene unbedingt die Hilfe eines Therapeuten in Betracht ziehen. „Wichtig für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist, wieder einen ausgewogenen Wechsel zwischen stressreichen, angespannten Situationen und Entspannung herzustellen“, erläutert die KKH-Expertin.
Hinweis für die Redaktionen: Informationen zum Thema Stressprävention finden Sie unter kkh.de/stress/.
Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten. Nähere Informationen erhalten Sie unter kkh.de/presse/portraet.
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