Wer gesund schläft, arbeitet besser
Schlafen und Arbeiten haben nichts miteinander zu tun? Und ob! Ein gesunder Schlaf trägt wesentlich dazu bei, dass wir uns energiegeladen, konzentriert und motiviert fühlen. Das wirkt sich positiv auf unsere Arbeit aus. Deshalb sollten auch Arbeitgeber darüber nachdenken, wie sie die Schlafgesundheit ihrer Beschäftigten fördern könnten. Oder ob sie ihnen nicht die Möglichkeit für einen Mittagsschlaf einräumen wollen.
Napoleon brüstete sich damit, nur wenig Schlaf zu benötigen. Auch über Nikola Tesla, Thomas Edison oder Winston Churchill heißt es, dass sie nachts nur wenige Stunden schliefen. Bis heute hält sich die Auffassung, dass Menschen mit einem geringen Schlafbedürfnis besonders fleißig und leistungsfähig sind.
Fakt ist: Die einen brauchen weniger Schlaf, die anderen mehr. Doch wer zu wenig schläft, tut sich nichts Gutes. Um die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, wie wichtig guter und ausreichender Schlaf ist, hat die Amerikanische Gesellschaft für Schlafmedizin (AASM, American Association of Sleep Medicine) die Kampagne „Sleep is good medicine – Schlafen ist die beste Medizin“ins Leben gerufen.
Im Schlaf wird die Regenerationsmaschinerie angeworfen
Was hat es damit auf sich? Während der Nachtruhe erholt sich der Körper, Fett- und Zuckerstoffwechsel werden reguliert, das Immunsystem gestärkt und zelulläre Reparaturprozesse angestoßen. Auch der Blutdruck bleibt während des Schlafens konstant. Umgekehrt hat Schlafmangel gravierende Folgen. Nicht nur, dass Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit rapide sinken. Auch das Herz wird in Mitleidenschaft gezogen. „Wer dauerhaft zu wenig oder schlecht schläft, erhöht dadurch sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder kann dadurch bereits bestehende Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit oder das metabolische Syndrom beschleunigen“, warnt der Herzspezialist Professor Anil-Martin Sinha vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in einer Folge der Podcast-Reihe „imPuls“ der Herzstiftung.
Was macht einen gesunden Schlaf aus? Zunächst: Er muss ausreichend lang sein. Die empfohlene Schlafdauer hängt dabei vom Alter ab. Während laut AASM kleine Kinder elf bis 14 Stunden brauchen, reichen für Erwachsene sieben bis neun Stunden. Außerdem sollte der Schlaf ungestört sein. Wichtig sind regelmäßige Schlafphasen, in denen der Körper zwischen Leicht- und Tiefschlaf wechselt. Auch die Schlafumgebung spielt eine Rolle – ein ruhiger, dunkler Raum, ein bequemes Bett und eine angenehme Kühle sind gesundem Schlaf förderlich.
Die innere Uhr sollte nicht aus dem Takt gebracht werden
Von Vorteil sind auch regelmäßige Schlafenszeiten, da der Körper einen festen Schlaf-Wach-Rhythmus bevorzugt. In vielen Lebewesen, nicht nur dem Menschen, tickt eine innere Uhr, mit der wir uns evolutionär an die Tag-Nacht-Zyklen unseres Planeten angepasst haben. Dieser zirkadiane Rhythmus reguliert, wann wir müde werden und aufwachen, die Körpertemperatur, den Hormonspiegel, die Verdauung und andere wichtige biologische Funktionen. So hilft er uns dabei, Energie zu sparen, den Körper auf Ruhephasen vorzubereiten und die besten Zeiten für Aktivitäten und Erholung festzulegen.
Der abrupte Wechsel von Sommer- auf Winterzeit kann den zirkadianen Rhythmus stören, vorübergehende Schlafprobleme und Schlimmeres verursachen. So kam eine Untersuchung der DAK vor einigen Jahren zu dem Ergebnis, dass in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung ein Viertel mehr Menschen mit Herzinfarkt im Krankenhaus landen als im Jahresdurchschnitt. Laut einer Forsa-Umfrage der DAK im Frühjahr 2023 hatte rund ein Viertel der Deutschen schon einmal gesundheitliche Probleme nach der Zeitumstellung. Sie fühlen sich müde und abgeschlagen, klagen über Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und Gereiztheit. Manche (16 Prozent) werden gar depressiv. Bei fast der Hälfte der Betroffenen halten diese Beschwerden bis zu einer Woche an, bei jedem Vierten sogar bis zu einem Monat. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Befragten würden die Zeitumstellung gern abschaffen. Den meisten (55 Prozent) wäre die dauerhafte Sommerzeit lieber, bei der Winterzeit – eigentlich die Normalzeit – würden nur 37 Prozent bleiben. Besonders Erwerbstätige ziehen mehr Tageslicht nach Feierabend dem früheren Sonnenaufgang vor und votieren deshalb für eine dauerhafte Sommerzeit (61 Prozent). Dabei ist es unerheblich, ob sie eher „Eulen“ oder „Lerchen“ sind – also „Abendmenschen“ oder „Morgenmenschen“. 58 Prozent der Befragten müssen sich wochentags einen Wecker stellen, um morgens aus den Federn zu kommen. 41 Prozent wachen hingegen von allein rechtzeitig auf.
Schlafstörungen sind purer Stress
Menschen, die regelmäßig aus dem zirkadianen Rhythmus gerissen werden – etwa weil sie in ihrem Beruf in Schichten unter künstlichem Licht arbeiten oder häufig in andere Zeitzonen fliegen müssen – setzen sich damit einem hohen gesundheitlichen Risiko aus. Oft können sie sich nicht zur Ruhe legen, wenn es nötig wäre; oder bekommen umgekehrt kein Auge zu, wenn sie eigentlich könnten. Wenn jemand über einen Zeitraum von einem Monat oder länger mindestens dreimal pro Woche Schwierigkeiten mit dem Ein- oder Durchschlafen hat, spricht man von einer Schlafstörung. Für den Körper ist das purer Stress: „Der Körper ist aktiv und wird gezwungen, zum Beispiel seine Stresshormone aufrechtzuerhalten, die sonst runtergefahren werden“, erklärt der Kardiologe Anil-Martin Sinha. „Stress aber löst einen zu schnellen Puls und einen zu hohen Blutdruck aus. Bis der Patient das merkt, ist es allerdings meistens schon zu spät, weil man hohen Blutdruck zunächst nicht spürt.“ Trotzdem zerstört er nach und nach die kleinen und großen Gefäße oder Organe. Zudem beschleunigen die gestörten Stoffwechselprozesse das metabolische Syndrom. Dabei paart sich Bluthochdruck mit massivem Übergewicht sowie mit erhöhten Blutzucker- und Fettstoffwechselwerten. Mit dieser tückischen Kombination ist das metabolische Syndrom eine der Hauptursachen der koronaren Herzkrankheit (KHK) und lebensbedrohlicher Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Was Arbeitgeber tun können
Davon abgesehen, kann Schlafmangel zu Fehlern und Unfällen am Arbeitsplatz führen. Arbeitnehmer sollten sich deshalb Gedanken darüber machen, ob ihre Mitarbeitenden genügend Schlaf bekommen. Zwar können sie nicht kontrollieren, wann sie zu Bett gehen. Aber sie können die Schlafgesundheit ihrer Beschäftigten fördern, indem sie ein arbeitsfreundliches und angenehmes Arbeitsumfeld schaffen. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung können sie sportliche Aktivitäten anbieten oder die Mitarbeitenden für das Thema Schlafgesundheit oder den Umgang mit Sress sensibilisieren. Neben ergonomischen Arbeitsplätzen gehört dazu auch das richtige Licht. Es gibt Beleuchtungssysteme, die das natürliche Tageslicht imitieren. Dabei kann das Licht morgens kühler und heller eingestellt werden, um die Wachheit zu fördern. Im Laufe des Tages dann wird das Licht sanfter und wärmer, um die Entspannung zu unterstützen. Eine Beleuchtung, die sich dem Biorhythmus der Mitarbeitenden anpasst, kann beides: sowohl ihre Produktivität steigern als auch ihre Schlafgesundheit verbessern.
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Betriebliche GesundheitsförderungBüroschlaf ist gesund
Immer öfter hört man Forderungen, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit einräumen sollten, Mittagsschlaf zu halten. In Japan ist das schon lange gang und gäbe. Anders als hierzulande, wo bestenfalls als „Partylöwe“ belächelt wird, wem während der Arbeit die Augen zufallen, gilt im Land der aufgehenden Sonne das Nickerchen am Arbeitsplatz als Indiz dafür, dass man besonders hart arbeitet. „Inemuri“ ist der klangvolle Begriff, der die Kunst beschreibt, im Unternehmen anwesend zu sein und gleichzeitig zu schlafen.
Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Doch 2019 machte etwa Annelie Buntenbach, damals Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, von sich reden, als sie gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“ sagte: „Bei einer Hitzwelle brauchen wir auch in Deutschland eine Siesta“. Spätestens, seit in der Coronapandemie zumindest Büroangestellte ins Homeoffice umgezogen sind, wo sie sich zwischendurch kurz aufs Ohr legen können, ist der Mittagsschlaf während der Arbeit nicht mehr ganz so verpönt.
Dafür gibt es auch überhaupt keinen Grund. Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Schläfchen in der Mitte des Tages das Gedächtnis, die Konzentration, die Kreativität und die Produktivität fördert. Nicht umsonst heißt es auf Neudeutsch „Power-Nap“. Auch Herz und Hirn tut das Napping gut. So stellten Forschende in Uruguay fest, dass bei alten Menschen das Gehirn langsamer schrumpft, wenn sie regelmäßig ein Nickerchen machen – und ein größeres Gehirnvolumen verringert das Risiko für Demenz und andere Krankheiten. Andere Studien zeigen, dass Mittagsschläfer ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Allerdings sollen laut einem Medizinreport im „Deutschen Ärzteblatt “ nur gelegentliche Nickerchen – ein bis zweimal die Woche – gut fürs Herz sein. Außerdem sollen sie kurz sein, auf keinen Fall länger als eine Stunde. Sonst sinkt man in den Tiefschlaf hinab, kommt für den Rest des Tages nicht mehr in Gang und findet nachts keine Ruhe. Schläfchenliebhaber schwören deshalb auf etwa 20 Minuten. Um der Trägheit danach vorzubeugen, empfehlen australische Forschende einen „Koffein-Nap“: Wer vor dem Hinlegen eine Tasse Kaffee trinkt, ist in der Dreiviertelstunde direkt nach dem Aufstehen wacher im Kopf.
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