Weniger Fleisch ist mehr – auch in der Betriebskantine
Die Planetary Health Diet hält Beschäftigte fit und schützt die Umwelt.
Was wir essen, wirkt sich nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unseren Planeten aus. Die Menschen haben stark in die Ökosysteme der Erde eingegriffen, um sie für Ackerbau und Viehzucht zu nutzen. Die intensive Tierhaltung erzeugt große Mengen an Treibhausgas und führt zu einer Nitratbelastung des Grundwassers. In vielen Regionen wird das Wasser außerdem knapp, weil Felder damit gewässert werden. Zusätzlich bringen Pestizide und Düngemittel die Natur aus dem Gleichgewicht. Lebensmitteltransporte, oft über weitere Strecken, verursachen weitere Emissionen.
Fürs Klima kochen
Die EAT-Lancet-Kommission, ein Zusammenschluss von 37 Klimaforschenden und Ernährungswissenschaftlern aus 16 Ländern, hat deshalb die „Planetary Health Diet“ entwickelt. Das ist eine Strategie für Landwirtschaft und Ernährung, die die Gesundheit der Menschen und des Planeten gleichermaßen schützt. Um die Grenzen des Planeten nicht zu sprengen, müssten demnach weltweit doppelt so viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse wie bisher auf die Teller kommen und nur noch halb so viel Fleisch und Zucker. Wenn noch dazu Lebensmittel umweltschonender produziert und weniger Essensreste in der Tonne landen, ist es den Expertinnen und Experten zufolge machbar, bis zum Jahr 2050 etwa zehn Milliarden Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören.
Die Planetary Health Diet
„Diet“ steht in diesem Fall nicht für eine „Diät“, mit der das Gewicht reduziert werden soll. Es bedeutet vielmehr „Ernährungsweise“ – bezieht sich also die Nahrung, die eine Person regelmäßig zu sich nimmt, sowohl in Bezug auf die Menge als auch auf die Art der Lebensmittel. Die Planetary Health Diet steht einerseits für eine Ernährung, die Menschen bestmöglich vor nicht-übertragbaren Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs schützt. Andererseits berücksichtigt sie die Grenzen der Belastbarkeit unseres Planeten
Auch wenn es sich um ein globales Konzept handelt, das regionale und kulturelle Gepflogenheiten nicht berücksichtigt, gibt es Überschneidungen zu den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Erst Anfang März 2024 hat sie diese aktualisiert: Die Deutschen sollten demnach weniger Fleisch- und Milchprodukte, Salz, Zucker und Fett zu sich nehmen, dafür mehr Obst, Gemüse, Vollkorn-Produkte und Hülsenfrüchte. Konkret empfiehlt die DGE zum Beispiel nur noch maximal 300 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche – das entspricht etwa einer Hühnerbrust und drei Wiener Würstchen.
Pflanzliche Ernährung stärkt die Gefäße
Seit einigen Jahren geht der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland zurück. 2022 lag er nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bei 52,2 Kilogramm. 2020 waren es noch 57,3 Kilogramm. „Der Trend zu einem geringeren Fleischkonsum geht definitiv in die richtige Richtung“, sagt Professor Jörg Heckenkamp, „und zwar sowohl im Sinne der eigenen Gesundheit als auch für das Wohl des Planeten.“ Jörg Heckenkamp ist Direktor des Zentrums für Gefäßmedizin am Marienhospital Osnabrück und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). Zahlreiche Studien zeigen, dass sich eine pflanzenbasierte Ernährung positiv auf den Zustand der Gefäßwände auswirkt und ihre Elastizität verbessert. Als Richtschnur für einen gefäßfreundlichen Speiseplan könne die sogenannte mediterrane Ernährung gelten. Sie enthält traditionell viel frisches Obst und Gemüse, ist reich an Hülsenfrüchten, setzt eher auf Fisch als auf Fleisch und verwendet wertvolle pflanzliche Öle. „Wer sich an diesen Regeln orientiert, kann seiner Gesundheit viel Gutes tun“, sagt Heckenkamp. „Denn wissenschaftlich erwiesen trägt eine mediterrane Ernährung dazu bei, versteckte Entzündungsvorgänge im Körper zu bremsen, einen erhöhten Blutdruck zu senken sowie Blutfett- und Blutzuckerwerte zu normalisieren.“
Mediterrane Küche
Erkunden Sie den Geschmack des Südens mit der KKH! Wir haben die Vorteile dieser Ernährungsform für Sie zusammengefasst.
Vorteile der Planetary Health Diet für Unternehmen
Unternehmen, die in ihren Betriebskantinen den Beschäftigten eine abwechslungsreiche und leckere Kost auftischen, profitieren in mehrfacher Hinsicht. Eine gesunde Ernährung verbessert langfristig die Gesundheit der Mitarbeitenden und vermindert so die Fehltage. Sie wirkt sich positiv auf Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden aus und gleicht Leistungstiefs aus. Insgesamt steigert sie die Attraktivität als Arbeitgeber.
Neben der Gesundheit zahlt eine pflanzenbasierte Ernährung auch auf die Nachhaltigkeit des Unternehmens ein. Ab 2025 müssen Unternehmen und Einrichtungen mit mehr als 250 Mitarbeitenden Nachhaltigkeitsberichte vorlegen. Darin müssen sie Rechenschaft über ihren Treibhausgasausstoß ablegen und darlegen, wie sie ihn verringern wollen. Gerade die Verpflegung bietet dafür ein schier unerschöpfliches Potenzial. Der intensiven Landwirtschaft geschuldet, steckt in den Mahlzeiten jede Menge CO2. Wer weniger Fleisch und dafür mehr vegetarische oder vegane Gerichte serviert, kann viel davon einsparen. Viamedici – das ist eine Stiftung, die sich einem nachhaltigen Gesundheitswesen verschrieben hat – hat in ihrem Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ die Effekte eines geringeren Fleischkonsums ausgerechnet: Wer statt 100 Gramm Fleisch am Tag nur noch halb so viel isst, senkt den CO2-Ausstoß um 350 Kilogramm pro Jahr – oder umgerechnet um rund 27 Kilogramm in vier Wochen.
Außerdem können Unternehmen, die sich Themen wie Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, Punkte im Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte sammeln. Gerade für jüngere Bewerbergruppen werden diese Aspekte immer wichtiger. In der Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank geben 81 Prozent der 20- bis 29-Jährigen an, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor für ihre Jobwahl ist. Bei 18 Prozent steht das Thema sogar an allererster Stelle. In der Kantine trifft sich das gesamte Unternehmen. Sie bietet also eine ideale Bühne für die Nachhaltigkeitsbestrebungen des Unternehmens.
Nachhaltig essen – für sich selbst und eine bessere Welt
Die KKH-Downloadbroschüre „Rundum gut aufgetischt“ enthält viele Beiträge zu Ernährungstrends, Essgewohnheiten und Mahlzeiten-Mythen, Stoffwechsel und Mikronährstoffen, Lebensmittelkennzeichnung und Nutri-Score, Ess-Störungen, Allergien und Wegen zum Wohlfühlgewicht. Hinweise für eine umweltbewusste Ernährung und den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln runden die Informationen ab.
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