Dauerstress geht vor allem Frauen auf’s Herz
KKH: Jede achte Bluthochdruck-Patientin mit psychischer Diagnose – forsa: Frauen häufiger unter Druck als Männer
Hannover, 14.12.2023
Immer mehr Menschen stehen unter Dauerstress. Das hat Folgen – vor allem für die Gesundheit von Herz und Kreislauf. Laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse sind besonders Frauen betroffen: 2022 erhielt bundesweit jede achte Bluthochdruck-Patientin auch eine Stressdiagnose, im Saarland sogar jede siebte. Unter den Männern war es bundesweit jeder 13., im Saarland sogar jeder Zehnte. Zu stressbedingten psychischen Leiden zählen akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. Der Anstieg von Bluthochdruck in Kombination mit Stress fiel bei den Männern von 2012 auf 2022 allerdings größer aus als bei den Frauen: bundesweit plus 46 zu 32,5 Prozent, in Sachsen-Anhalt sogar plus rund 104 zu rund 61 Prozent. „Die Gründe dafür können vielfältig sein“, sagt KKH-Ärztin Dr. Sonja Hermeneit. Allerdings seien tiefergehende Analysen notwendig, um etwa beurteilen zu können, ob sich Stress bei Frauen stärker oder anders auf die Herzgesundheit auswirke als bei Männern oder ob die Entwicklung bei Männern mittlerweile schneller voranschreite.
Umfrage: Stresslevel bei Frauen höher
Eine bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zeigt zumindest, dass sich Frauen häufiger unter Druck beziehungsweise hohen Belastungen ausgesetzt fühlen als Männer. So gibt die Hälfte der befragten Frauen an, häufig oder sehr häufig unter Stress zu stehen. Bei Männern ist der Anteil mit 37 Prozent deutlich geringer. Frauen sagen zudem eher als Männer, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen (59 zu 49 Prozent). Als Gründe für Stress nennen Frauen häufiger als Männer hohe Ansprüche an sich selbst (56 zu 39 Prozent) sowie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Krieg und Inflation (50 zu 39 Prozent). Durch die eigene Ausbildung oder den Beruf hingegen fühlen sich beide Geschlechter gleichermaßen unter Druck gesetzt (je 43 Prozent).
„Chronischer Stress und enorme psychische Belastungen steigern das Risiko für einen hohen Blutdruck und die Entwicklung weiterer Herzerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das gilt auch für Patient*innen ohne Vorerkrankungen“, erläutert KKH-Expertin Hermeneit. Das Tückische: Stress wird häufig als harmlose Begleiterscheinung des Alltags oder gar als Statussymbol in der heutigen Leistungsgesellschaft wahrgenommen. Dabei kann er ernste Folgen für die Gesundheit haben. „Dauerstress gehört neben Rauchen und zu hohem Alkoholkonsum zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betont Hermeneit. Doch man müsse auch die psychosoziale Situation im Blick behalten: „Während Ärzte ihre Patienten hinsichtlich zu wenig Bewegung, schlechter Ernährung, Alkohol und Rauchen als kardiovaskuläre Risikofaktoren häufig schon aktiv ansprechen, werden Stress und psychische Belastungen oft nicht in gleicher Weise berücksichtigt.“
Betroffene können bereits selbst viel tun, damit Stress erst gar nicht zu Herzen geht. Die Art des Umgangs mit emotionalen Belastungen spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die KKH hält sowohl für ihre Versicherten als auch im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung eine Reihe von Präventionsangeboten zur Stressreduktion im Alltag und am Arbeitsplatz bereit:
- Stressbewältigung & Entspannung | KKH (kkh.de/stress)
- Progressive Muskelentspannung | KKH (kkh.de/pmr)
- Betriebliche Gesundheitsförderung | KKH (kkh.de/bgf)
Als Mitglied der 2021 gegründeten Herz-Hirn-Allianz will die KKH außerdem dazu beitragen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken. „Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, Stress als starken Treiber solcher Diagnosen ernst zu nehmen“, betont Sonja Hermeneit.
Hinweis für die Redaktionen: Meldungen für einzelne Bundesländer erhalten Sie auf Anfrage an presse@kkh.de.
Hintergrundinformation
Die KKH hat Daten zu Bluthochdruck in Kombination mit psychischen Diagnosen ihrer Versicherten für die Jahre 2022 und 2012 ausgewertet. Folgende Arztdiagnosen wurden dabei berücksichtigt: Hypertonie (I10) sowie psychische Diagnosen, die Ärzte am ehesten bei stressbedingten Beschwerden stellen. Dazu zählen akute Belastungsreaktionen (F43.0), Anpassungsstörungen (F43.2) und Neurasthenie (F48.0). Diese Daten wurden für die jeweiligen Bundesländer sowie bundesweit ausgewertet. 2022 waren bundesweit rund 54.300 Versicherte an Bluthochdruck erkrankt. 52.800 davon erhielten zusätzlich eine oder mehrere der oben genannten psychischen Stressdiagnosen, davon rund 37.100 Frauen. Der Anteil stieg von 2012 auf 2022 bundesweit insgesamt von 7,6 auf 10,3 Prozent, bei den Frauen von 9,0 auf 11,9 Prozent und bei den Männern von 5,3 auf 7,7 Prozent.
Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat im Auftrag der KKH im Mai 2023 bundesweit 1.004 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren repräsentativ telefonisch befragt, davon 506 Männer und 498 Frauen.
Mit rund 1,6 Millionen Versicherten, einem Haushaltsvolumen von über sieben Milliarden Euro und rund 4.000 Mitarbeitenden zählt die KKH Kaufmännische Krankenkasse als eine der größten bundesweiten Krankenkassen zu den leistungsstarken Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung. Nähere Informationen erhalten Sie unter kkh.de/presse/portraet.
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