Führt hoher Krankenstand zu Domino-Effekt?
Ausfälle im Job 2023 weiter gestiegen – KKH-Expertin: Beschäftigte weiter schützen
Hannover, 22.01.2024
Die krankheitsbedingten Ausfälle im Job sind 2023 weiter gestiegen – für Unternehmen und Institutionen neben Fachkräftemangel und Energiekrise eine große Herausforderung. Die KKH Kaufmännische Krankenkasse registriert für das vergangene Jahr 204 Krankheitsfälle pro 100 Mitglieder. Jedes Mitglied war also durchschnittlich zweimal krankgeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr – da waren es noch 179 Fälle – bedeutet das einen Anstieg von fast 14 Prozent.
Auch die Fehlzeiten bewegen sich mit 2.392 Tagen pro 100 Versicherte weiterhin auf höchstem Niveau. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 2.346 Tage, 2021 mit 1.804 Tagen hingegen noch deutlich weniger. Die durchschnittliche Fehlzeit pro Fall ist wiederum von 13,1 auf 11,7 Tage gesunken. Somit haben Angestellte im vergangenen Jahr mehr kurzzeitige Krankschreibungen eingereicht als zuvor.
Aus diesen Daten ergibt sich für 2023 ein leicht gestiegener Krankenstand von 6,6 Prozent. An jedem Tag des vergangenen Jahres waren also 6,6 Prozent der Beschäftigten krankgeschrieben. Zum Vergleich: 2022 waren es 6,4 Prozent, im Jahr zuvor hingegen nur 4,9 Prozent. Am stärksten betroffen waren Arbeitnehmende in der Altenpflege sowie in der Kinderbetreuung und -erziehung. Bei ihnen war die Situation mit Krankenständen von 11,2 beziehungsweise 9,1 Prozent besonders kritisch.
Im Bundesländervergleich verbucht die KKH den höchsten Krankenstand mit 8,1 Prozent in Sachsen-Anhalt, den niedrigsten mit 5,4 Prozent in Baden-Württemberg.
Grund für die Spitzenwerte sind vor allem Atemwegserkrankungen. Mit einem Anteil von 19 Prozent waren sie 2023 eine der häufigsten Ursachen für das krankheitsbedingte Fehlen am Arbeitsplatz. Vor allem im ersten und vierten Quartal haben sie zu Krankenständen von mehr als sieben Prozent und somit zu besonders vielen Ausfällen im Job geführt.
„Der nach wie vor hohe Krankenstand hat starke Auswirkungen auf die Arbeitswelt“, sagt KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Es sei wichtig, dass sich Beschäftigte weiter schützen und am Arbeitsplatz geschützt werden, etwa durch Hygieneregeln, Schutzimpfungen oder vermehrte Arbeit im Homeoffice. Doch dies gelte nicht nur mit Blick auf das Ansteckungsrisiko etwa bei Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekten. Denn: „Häufige und lange Arbeitsausfälle bedeuten für die verbliebenen gesunden Kolleg*innen eine starke Zusatzbelastung, wenn sie die liegen gebliebene Arbeit auffangen müssen“, erläutert Judick. Dies könne in der Folge zu einem Dominoeffekt führen, sprich zu Überlastung, Erschöpfung und weiteren Krankmeldungen. Führungskräfte sollten in solchen Fällen möglichst frühzeitig mit der Anpassung von Zeitplänen und der Priorisierung von Aufgaben reagieren. „Sprechen Sie mit ihren Mitarbeitenden, um die vorhandenen Kapazitäten so gut wie möglich zu ausloten und das Stressniveau zu ermitteln“, rät Judick. Auch Arbeitnehmer*innen sollten nicht zögern, ihre Führungskraft anzusprechen, wenn sie sich dauerhaft überlastet fühlen.
Die KKH unterstützt Unternehmen bei der Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeitenden: kkh.de/firmenkunden/betriebliche-gesundheitsfoerderung.
Hinweis für die Redaktionen: Meldungen zu einzelnen Bundesländern erhalten Sie auf Anfrage an presse@kkh.de. Eine Übersicht finden Sie in den Grafiken unter dem Text.
Hintergrundinformationen
Ausgewertet wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten Mitgliedern der KKH Kaufmännische Krankenkasse mit Krankengeldanspruch, neu für das Jahr 2023 – ohne Arbeitslose und Rentner. In der Pressemeldung wird der Lesbarkeit halber von Beschäftigten, Erwerbstätigen, Angestellten oder Arbeitnehmer*innen gesprochen. Kurzzeiterkrankungen bis zu drei Tagen werden nur erfasst, wenn eine ärztliche Krankschreibung vorliegt. Somit ist der tatsächliche Krankenstand höher als er in der Krankenkassenstatistik erfassbar ist.
Genannt sind die Fälle sowie die AU-Tage pro 100 Versichertenjahre beziehungsweise pro 100 ganzjährig versicherter Mitglieder. Dies macht zum einen die Erkrankungshäufigkeit und zum anderen die Fehlzeiten deutlich. Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird in der Pressemeldung im Allgemeinen nur von „100 Versicherten“ beziehungsweise „100 Mitgliedern“ gesprochen. Die Höhe des Krankenstandes ergibt sich aus der Häufigkeit von Arbeitsunfähigkeitsfällen und der durchschnittlichen Erkrankungsdauer.
Mit rund 1,6 Millionen Versicherten, einem Haushaltsvolumen von rund 7,5 Milliarden Euro und rund 4.000 Mitarbeitenden zählt die KKH Kaufmännische Krankenkasse als eine der größten bundesweiten Krankenkassen zu den leistungsstarken Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung. Nähere Informationen erhalten Sie unter kkh.de/presse/portraet.
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