Antibiotika richtig einnehmen

Zwischen Heilmittel und resistenten Keimen

Wer Antibiotika einnehmen muss, ist manchmal verunsichert.

Das Stichwort „resistente Keime“ im Zusammenhang mit Antibiotika ist längst in der Bevölkerung angekommen. Doch was genau bedeutet das? Und was können Sie tun, damit ein Antibiotikum bestmöglich wirkt, wenn Ihnen oder Ihrem Kind eines verordnet wurde? Um Chancen und Risiken dieser Medikamente realistisch einschätzen zu können, haben wir Wissenswertes für Sie zusammengefasst.

Antibiotika helfen nur bei Bakterien

Bei etwa 30 % der Menschen in Deutschland, die Antibiotika einnehmen, sind diese laut Expertenschätzungen unnötig oder nicht wirksam. Warum ist das so? Ein Grund ist, dass sie auch bei Virusinfekten eingenommen werden. Antibiotika sind jedoch Medikamente, die Bakterien abtöten oder ihr Wachstum stark hemmen. Bei einer Virusinfektion helfen sie daher nicht!

Wie entstehen Resistenzen gegen Antibiotika?

Ob Krankheitserreger bei einer Mandelentzündung oder nützliche Bakterien auf der Haut – sie kommen in großer Zahl vor und vermehren sich sehr schnell. Bei dieser Vermehrung verändert sich ihr Erbgut zufällig. Manchmal führen diese zufälligen Veränderungen dazu, dass Bakterien entstehen, gegen die ein Antibiotikum nicht mehr so gut wirkt. Wird dann das Antibiotikum unnötigerweise oder nicht wie verordnet eingenommen, steigt das Risiko dafür, dass es noch wirkungsloser wird und sich die resistenten Bakterien vermehren.

Oft denken wir bei resistenten Bakterien zuerst an die Krankheitserreger selbst, die dazu geführt haben, dass wir Antibiotika einnehmen müssen, zum Beispiel bei einer Mandelentzündung. Und ja, auch hier können Varianten entstehen, die unempfindlicher gegen das verwendete Antibiotikum sind. Doch unser Immunsystem bekämpft diese Krankheitserreger ebenfalls und beseitigt die wenigen resistenten Keime in der Regel, bevor sie sich stark vermehren können. Diese resistenten Keime können also wieder verschwinden.

Problematischer ist es, wenn die vielen guten, hilfreichen Bakterien, die auf und in unserem Körper vorkommen, resistent werden. Da sie wichtige Funktionen haben, zum Beispiel im Verdauungsprozess, werden sie nicht von unserem Immunsystem bekämpft – so können sie trotz ihrer Resistenz eher überleben und sich weiter vermehren.

Kommen sie dann auch noch mit vielen verschiedenen Antibiotika in Kontakt, setzen sich Bakterien durch, die gleich gegen mehrere Antibiotika unempfindlicher sind. Man spricht dann von multiresistenten Keimen.

Solange die nützlichen, aber resistenten Bakterien dort bleiben, wo sie natürlicherweise vorkommen, besteht kein Risiko. Problematisch wird es dann, wenn sie durch Verletzungen oder Operationen in großer Menge in den Körper oder in die Blutbahn gelangen, beziehungsweise auf ein geschwächtes Immunsystem treffen.

Auch dann sind die resistenten Bakterien nicht grundsätzlich gefährlicher als ihre nicht-resistenten Artgenossen. Sie verursachen nicht häufiger oder schwerere Infektionen. Wenn Sie aber eine behandlungsbedürftige Infektion auslösen, ist diese durch die Resistenzen komplizierter zu bekämpfen. Denn anstatt zu Standard-Antibiotika greifen zu können, muss erst geprüft werden, welche Antibiotika sich eignen.

Unter normalen Umständen ist es nicht notwendig, festzustellen, ob sich unter den eigenen guten, hilfreichen Bakterien resistente Varianten befinden. Empfehlenswert kann ein Test sein, wenn

eine Operation oder ein Krankenhausaufenthalt anstehen
Medikamente eingenommen werden sollen, die die Immunabwehr schwächen
enger Kontakt zu besonders gefährdeten Menschen besteht, z. B. bei der Pflege von Angehörigen

Ihre ärztliche Praxis kann Sie individuell dazu beraten.

Antibiotika: Nicht fürchten, sondern sorgsam damit umgehen

Richtig eingesetzt sind Antibiotika wertvolle und wichtige Mittel, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen. In der Regel werden sie als intensive Kurzzeittherapien über ca. 2 Wochen eingenommen. Ziel ist es, die Anzahl der Krankheitserreger in diesem Zeitraum so schnell und effektiv wie möglich zu senken. Wenn Sie drei Dinge bei der Einnahme beachten, können Sie dazu beitragen, die Wirksamkeit von Antibiotika zu unterstützen und Resistenzen vorbeugen.

Nehmen Sie nur die Antibiotika ein, die Ihnen Ihre ärztliche Praxis für die aktuelle Infektion verordnet hat.
Halten Sie sich unbedingt an die vereinbarte Dosis, Häufigkeit und Dauer der Anwendung. Ein Punkt, der häufig übersehen wird: Gleichmäßige Abstände zwischen den einzelnen Einnahmen sind wichtig, damit der Antibiotikaspiegel konstant ausreichend hoch ist.
Wechselwirkungen: Bestimmte Medikamente oder Lebensmittel können beeinflussen, wie gut ein Antibiotikum wirkt. Fragen Sie in Ihrer ärztlichen Praxis oder Apotheke nach, ob hier etwas zu berücksichtigen ist.

Alles zur Einnahme können Sie auch in der Packungsbeilage nachlesen.

Gute Besserung!

Unser Tipp

Nehmen Sie Ihr Antibiotikum (Tabletten) grundsätzlich mit Wasser ein. Andere Flüssigkeiten können mit Antibiotika reagieren und ihre Wirksamkeit herabsetzen. Holen Sie ärztlichen Rat ein, falls keine Besserung eintritt oder Sie Nebenwirkungen beobachten.