Mediennutzung von Kindern
Ab wann sollten Kinder Smartphones, Tablets oder Notebooks nutzen dürfen?
Für die meisten Erwachsenen gehören digitale Medien zum Alltag: Sei es die Tageszeitung auf dem Tablet, ein Podcast für unterwegs oder der virtuelle Einkaufsbummel. Aber was ist mit Kindern – ab welchem Alter dürfen oder sollten Eltern ihnen den Umgang mit Smartphones, Tablets oder Notebooks erlauben?
Kinder zur sinnvollen Nutzung von Medien zu erziehen ist für Eltern eine große Herausforderung. Schließlich nutzen sie selbst täglich verschiedene digitale Medienangebote. Dass auch die Kleinsten dann zum Smartphone greifen oder mit dem Tablet spielen möchten, ist nachvollziehbar. Eltern sind daher wichtige Vorbilder und sollten vorleben, wie digitale Medien sinnvoll und wohldosiert eingesetzt werden. Nicht einfach? Stimmt - deshalb haben wir hier einige Tipps für Sie zusammengestellt.
Für die Allerkleinsten am besten überhaupt nicht
Babys haben viel zu lernen. Das tun sie am liebsten mit all ihren Sinnen in der analogen Welt. Digitale Medien führen sehr schnell zu einer Reizüberflutung und sind deshalb für Babys ungeeignet. Sie verstehen noch nicht, was sie auf dem Bildschirm sehen und sind mit den flackernden, bunten Bildern überfordert.
Auch laute Musik sollten Sie unbedingt vermeiden. Möchten Sie selbst Musik hören, dann am besten nur leise, während Ihr Baby in einem anderen Raum schläft. Oder Sie singen Ihrem Kind etwas vor, um es beim Einschlafen zu unterstützen.
Ansonsten beschäftigen Sie sich mit Ihrem Nachwuchs lieber direkt: Setzen Sie sich zusammen auf eine Decke und spielen sie gemeinsam mit ungefährlichen Objekten. Das allein kann schon unheimlich aufregend für Ihr Baby sein! Außerdem fördert es die körperliche und geistige Entwicklung. Ab sechs Monaten können Sie dann gemeinsam Bilderbücher entdecken. Diese Zweisamkeit wirkt sich positiv auf die Kreativität und Sprachentwicklung aus. Übrigens zeigen die Kleinsten auch deutlich, wenn es ihnen zu viel wird. Durch Weinen oder Quengeln machen sie klar, dass sie jetzt ihre Ruhe möchten.
Hilfreiche Tipps, wie Sie das gesunde Aufwachsen ihres Babys unterstützen können, erhalten Sie auch unter: https://seelisch-gesund-aufwachsen.de/
Medien im Kitaalter – nur in Maßen
Bis zum Alter von drei Jahren haben digitale Medien für Kinder eigentlich keinen Nutzen. Dies zeigen zahlreiche Studien. Obwohl sie schnell raus haben, wie man über einen Bildschirm wischt, verbessern Kleinkinder weder ihren Wortschatz noch ihre motorischen Fähigkeiten, wenn sie mit digitalen Geräten hantieren oder vor Videos sitzen. Bildschirmzeit ist verschenkte Zeit. Viel mehr profitieren Kinder in diesem Alter, wenn sie mit Bewegung und Emotionen die echte Welt erkunden.
Tipps und Ideen für mehr Bewegung im Familienalltag finden Sie hier.
Ab drei Jahren begreifen Kleinkinder schon etwas mehr von der digitalen Welt. Einfache Bildergeschichten und erste mediale Botschaften können sie jetzt verstehen. Dennoch sollten auch sie ihre Umwelt größtenteils analog erkunden: So bilden sie ihre Grob- und Feinmotorik aus, schärfen ihre Sinne und entwickeln ihre sprachlichen Fähigkeiten weiter.
Ihr Kind genießt es, wenn Sie ihm etwas vorlesen oder zusammen einem spannenden Hörspiel lauschen. Besprechen Sie danach ruhig, worum es dabei ging. Auch Musik kann jetzt schon Spaß machen: Vielleicht finden Sie ein paar Lieder, die allen gefallen. Dann können Sie gemeinsam dazu tanzen oder mitsingen. Achten Sie bei allem darauf, dass auf aktive Phasen wieder Ruhephasen folgen.
Ungefähr ab dem vierten Geburtstag können Kinder einordnen, was sie in Videos oder Filmen sehen. Wichtig sind dabei eine einfache Erzählstruktur und ein Bezug zur direkten Umgebung, kurz: ein kindgerechtes Format.
In dieser Altersspanne fangen Kinder außerdem an, sich durch Medien kreativ auszudrücken. Dabei können Sie die digitalen Medien ruhig mit einbeziehen. Malen Sie doch einmal etwas zusammen auf dem Tablet, drehen Sie kleine Videos mit dem Smartphone oder videochatten Sie mit der Familie.
Auch im Internet gibt es einiges zu erkunden. Die digitalen Medien sind weitaus mehr als bloße Unterhaltung, denn sie bieten auch wertvolles Wissen. Einfache Lernspiele in 2D machen Spaß und können das Lernen von Farben, Formen oder Zahlen unterstützen. Vergessen Sie aber nicht, dass die meisten Kinder vor ihrem sechsten Lebensjahr noch nicht richtig lesen oder schreiben können. Deshalb gilt: Digitale Medien nur unter Aufsicht. Entdecken Sie die digitale Welt auch nicht zu lange – vertretbar sind ca. 20 Minuten, aber nicht täglich. Achten Sie außerdem auf medienfreie Zeit direkt vor dem Schlafengehen. So geben Sie Ihrem Kind genug Zeit, um das Gesehene und Erlebte in Ruhe zu verarbeiten.
Außerdem sollten Sie auf die Balance achten. So spannend die digitalen Medien auch sind, das Spielen mit Freunden, das Toben auf dem Spielplatz oder Ihre Gute-Nacht-Geschichte können sie nicht ersetzen. Soziale und motorische Fähigkeiten können Kinder nur in der echten Welt erlernen.
Schulkinder von 6 bis 12 Jahren: Klare Regeln und eine aktive Begleitung sind jetzt wichtig
Mit der Schulzeit kommen auf Ihr Kind eine neue Umgebung, neue Freunde, neue Hobbies und ganz neue Aufgaben zu. Bei Eltern löst das häufig Druck aus, weil sie beginnen, ihr Kind mit anderen Kindern zu vergleichen bzw. danach zu schauen, was andere Eltern ihren Kindern „bieten“. Vielleicht hat ein Kind in der Klasse schon ein Smartphone bekommen, um seine Eltern jederzeit anrufen zu können. Oder Ihr Kind möchte sich nachmittags verabreden, um zusammen mit anderen mit der Spielekonsole zu spielen, die es zuhause nicht hat. Spätestens jetzt müssen Sie entscheiden, wie Sie die Mediennutzung ihres Kindes begleiten wollen.
So geht es vielen Eltern. Sie schwanken zwischen der Befürchtung, ihr Kind könnte etwas verpassen, wenn es keine digitalen Medien nutzt und der Sorge vor den Gefahren der Mediennutzung. Dies bestätigt eine Umfrage der KKH zu dem Thema. Was die Umfrage auch zeigt: Fast alle Eltern nutzen Regeln, um Einfluss auf die Mediennutzung ihrer Kinder zu nehmen. Viele verwenden Zeitfenster oder zeitliche Beschränkungen oder haben ein Auge darauf, was ihr Kind im Internet anschaut.
Ideal ist hier ein Mediennutzungsvertrag. Diesen können Sie gemeinsam mit der ganzen Familie aufstellen und die Gründe für die Regeln besprechen. Gut sichtbar aufgehängt, zum Beispiel am Kühlschrank, können diese Regeln auch helfen, mit Oma und Opa oder Freunden und Bekannten über die Medienregeln der Familie zu sprechen. Eine hilfreiche und interaktive Internetseite dazu haben die EU-Initiative klicksafe und der Verein Internet-ABC entwickelt. Und wann ist nun der richtige Zeitpunkt für das erste eigene Smartphone und wieviel Zeit im Internet ist noch vertretbar? Genaue Zahlen hierzu gibt es nicht. Denn jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich unterschiedlich.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, das Kind erst dann an das Internet heranzuführen, wenn es sich aktiv dafür interessiert. Anschließend können Sie Schritt für Schritt die Inhalte gemeinsam entdecken. Gute Ideen hierfür finden Sie zum Beispiel bei schau-hin.info. Bevor ein Kind mit einem eigenen Smartphone selbstständig im Netz surfen kann, sollte es bereits einige Dinge gelernt haben. Als Überblick haben wir eine Checkliste erstellt. Damit können Sie prüfen, ob Ihr Kind bereit ist für ein eigenes Smartphone. Die Liste dient außerdem als Wegweiser für die Dinge, die Sie mit ihrem Kind noch besprechen oder üben können, bevor es ein eigenes Smartphone bekommt.
Jugendliche ab Klasse 5: Digitale Medien gehören dazu – das Wissen über ihre Gefahren auch
Mit Beginn der fünften Klasse steigt der Nutzen eines eigenen Smartphones für das Kind. Ab diesem Alter werden Kinder zunehmend selbstständiger und der Austausch mit Freunden wird immer wichtiger. Außerdem haben sie in diesem Alter schon die meisten Fähigkeiten, um sich selbstständig im Internet zurechtzufinden. Wichtige Themen, über die Kinder vorher informiert sein sollten sind: der Schutz privater Daten, das Erkennen unseriöser Inhalte im Netz und der Umgang mit nicht altersgerechten Inhalten.
Die digitale Welt ist groß und vielfältig. Vieles können Kinder und Jugendliche noch nicht einordnen oder es ist nicht für ihre Augen bestimmt. Dazu zählen Inhalte wie Gewalt, Pornografie oder Kriminalität. Daher sollten Sie Ihr Kind zu Beginn aktiv begleiten und offen über die Dinge sprechen, die es im Internet erlebt.
Dabei fällt es nicht bei allen Themen leicht, sie anzusprechen. Setzen Sie sich nicht unter Druck, um den perfekten Zeitpunkt für ein langes Gespräch zu finden. Nutzen Sie lieber kurze Situationen aus dem Alltag, um im Austausch mit Ihrem Kind zu bleiben. Das kann zum Beispiel ein Erlebnis in der Straßenbahn oder eine Szene aus einem Film sein. Auch Fragen eignen sich gut. Erkundigen Sie sich nach dem Lieblings-Youtuber oder einem Videospiel, das Ihr Kind gern spielt.
Ein ganz wichtiges Thema im Zusammenhang mit digitalen Medien das sogenannte Cybermobbing, also die psychische Gewalt im Internet. Leider haben die Zahlen während der Pandemie weiter zugenommen. Hilfreiche Informationen und Tipps zu dem Thema finden Sie auf schau-hin.info.
Wenn Ihr Kind das Internet selbstständig nutzt, stellt sich oft die Frage: Wie viel ist zu viel? Auch diese Frage muss von Kind zu Kind anders beantwortet werden. In jedem Fall kann Ihnen ein genauer Blick auf das Verhalten Ihres Kindes schon Hinweise geben:
- Ist Ihr Kind oft gereizt oder emotional, besonders wenn es gerade keine Medien nutzt?
- Vernachlässigt Ihr Kind Freunde und Hobbies?
- Schläft Ihr Kind aufgrund der Mediennutzung nicht genug?
- Bewegt sich Ihr Kind aufgrund der Mediennutzung zu wenig und nimmt keine regelmäßigen Mahlzeiten zu sich?
Dies sind echte Warnsignale, bei denen Sie handeln sollten. Damit es gar nicht erst so weit kommt, können Sie schon frühzeitig klare Nutzungsregeln aufstellen und verschiedene Interessen und Hobbies fördern.
Auch ein Medientagebuch kann dabei helfen, einen Überblick über die tatsächliche Mediennutzung zu bekommen und gemeinsam medienfreie Zeiten festzulegen.
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