Detox: Was ist dran an dem Hype?

07.05.2024 • 5 Minuten Lesedauer

Ungesunde Essgewohnheiten, lange Arbeitstage am Schreibtisch und Alkoholkonsum: Im Alltag bleibt der Körper oft auf der Strecke. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen nach einem Wundermittel suchen, das sie von Altlasten befreit und ihnen eine Frischekur verpasst. So gewinnt „Detoxing" als Methode zur Reinigung des Körpers und Geistes immer mehr an Bedeutung. Insbesondere junge Menschen sehen einen sinnvollen Ansatz darin, für einige Wochen bewusst auf vermeintlich schädliche Genussmittel zu verzichten. Die Hoffnung: Der Verzicht würde den Körper von schädlichen, ungesunden oder krankheitsfördernden Substanzen befreien.

Was ist Detox überhaupt?

Der Begriff „Detox“ stammt aus dem Englischen (Detoxification) und bedeutet nichts anderes als „Entgiftung“. In der letzten Zeit wird es oft in Verbindung mit Entgiftungskuren oder -produkten verwendet. Diese werden hauptsächlich als Selbsthilfeansätze vermarktet, womit vermeintliche Gifte in unserem Körper beseitigt werden, die wiederum verschiedene Beschwerden wie Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit und sogar Depressionen verursachen sollen.

Bei einer Detox-Kur legt man in der Regel für einige Tage eine Pause von Nahrungsmitteln ein, die schwer verdaulich sind. Dazu gehören Fleisch, Käse, Süßigkeiten, Weißmehl, Alkohol, Nikotin und Koffein. Die Kur beginnt oft mit einer Darmentleerung, gefolgt von zwei Tagen, an denen ausschließlich Obst und gedünstetes Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Damit wird der Körper zunächst entlastet. Während der Fastenkur gibt es dann nur Flüssiges wie Wasser, ungesüßte Kräutertees, Obst- und Gemüsesäfte und Brühe. Das Ganze soll dazu beitragen, Gewicht zu verlieren, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren, mehr Energie zu haben und die Stimmung zu heben.

Ein Trend mit langer Tradition

Die Idee, den Körper von innen zu reinigen, ist nichts Neues: In vielen Religionen hat Fasten als Methode zur inneren Reinigung eine lange Tradition. In den 1930er-Jahren prägte der Arzt Otto Buchinger den Begriff „Entschlacken“ und führte ihn im medizinischen Kontext ein. Der Ausdruck wurde zuvor hauptsächlich im Zusammenhang mit den unverbrannten Rückständen von Kohleöfen verwendet. Buchinger nutzte ihn jedoch, um unseren Körper mit einem rußenden Ofen zu vergleichen, der erst dann wieder richtig funktioniert, wenn er von seinen Rückständen befreit ist.

Macht der Körper das nicht von selbst?

Dass manche Schadstoffe in unserem Körper landen, ist unstrittig. Selbst wenn unser Organismus nur die gesündeste und natürlichste Nahrung verarbeitet, entstehen dennoch Abfallstoffe. Ob es sich nun um solche Abfallstoffe oder Gifte wie Pestizide auf Obst und Gemüse handelt – seit jeher verfügt unser Körper über Mechanismen, um Stoffe loszuwerden, die nicht mehr benötigt werden oder die ihm schaden könnten. Die Ausscheidung erfolgt einfach über Leber, Darm oder über die Nieren.

Mit alldem ist es wie mit einem Fließband: Der Körper kann das nur in einer bestimmten Geschwindigkeit bewerkstelligen. Fallen zu viele Abfallstoffe an, kann es zu einem Stau kommen. Manche Stoffe kann unser Körper tatsächlich nicht ausscheiden, sondern er entschärft sie, indem er sie an sicheren Orten ablagert.

Kann eine Detox-Kur unserem Körper helfen?

Bislang gibt es kaum wissenschaftliche Beweise dafür, dass spezielle Detox-Verfahren Abfallstoffe beseitigen können, die unser Körper nicht von selbst beseitigen kann. Ebenso gibt es keine Hinweise darauf, dass Detox-Kuren dabei helfen können, Schadstoffe schneller auszuscheiden.

Eine bewusste Ernährung oder ein vorübergehender Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel können jedoch dazu beitragen, dass weniger neue Abfallstoffe im Körper entstehen. Ganz wichtig dabei ist aber: Es darf sich nicht um Mangeldiäten handeln. Denn sonst fehlen dem Körper wichtige Stoffe, die er selbst für das Ausscheiden von Schadstoffen benötigt.

Alltag entgiften statt detoxen

Besser für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist es, sich dauerhaft vollwertig und ausgewogen zu ernähren. Diese einfachen Tipps helfen dabei:

Gesunde Ernährung: zum Beispiel mit Hilfe der 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Ausreichend Wasser trinken: Ihr Körper benötigt Wasser, um Giftstoffe auszuscheiden. 2 bis 3 Liter pro Tag werden Gesunden empfohlen.
Vermeiden Sie Alkohol und Tabak: Dies ermöglicht der Lunge und Leber, sich zu erholen. Die Atemwegsfunktion kann sich schon nach drei rauchfreien Tagen verbessern.
Aktiver Lebensstil: Integrieren Sie regelmäßige Bewegung und Sport in Ihren Alltag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 150 Minuten mäßigen oder 75 Minuten intensiven Sport pro Woche.
Achten Sie auf ausreichenden Schlaf: Es ist ratsam, täglich zwischen 6 bis 8 Stunden zu schlafen und regelmäßige Schlafzyklen einzuhalten.
Schaffen Sie Entspannungsmomente: Dabei muss es nicht immer gleich eine Stunde Yoga sein. Körper und Geist danken es Ihnen auch, wenn Sie ihm alle ein bis zwei Stunden fünf Minuten echte Pause gönnen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Es gibt nur begrenzt wissenschaftliche Belege dafür, dass ein gesunder Organismus eine spezielle Entgiftung benötigt. Unser Körper verfügt von Natur aus über eine effektive Selbstreinigungsfunktion. Diese kann man unterstützen, am besten durch einen gesunden Lebensstil.

Allerdings kann eine Detox-Kur für Menschen, die sich gesund ernähren und behutsam mit ihrem Körper umgehen möchten, einen guten Ausgangspunkt für langfristige Ernährungsumstellungen bieten. Dazu ist es ratsam, sich vorab von einer Ärztin oder einem Arzt beraten zu lassen.