Depression verstehen lernen
07.05.2024 • 7 Minuten Lesedauer
Ist Depression dasselbe wie Burnout? Und wie befreit man sich aus ihrem Griff? Hier finden Sie hilfreiche Antworten.
Depressionen sind wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Früher wurden sie als „Melancholie“ bezeichnet, heute versucht man ihnen mit dem Begriff „Burnout“ einen in der Leistungsgesellschaft akzeptablen Anstrich zu geben. Diese Zeitlosigkeit ist ein Indiz dafür, dass der Mensch auf bestimmte Reize wie Stress – und/oder als Folge erblicher Voraussetzungen – schon immer mit ähnlichen „Systemstörungen“ reagiert hat. Weitere Ursachen können ein überhöhter Anspruch an sich selbst oder einschneidende Veränderungen der Lebenssituation, etwa eine Trennung, sein.
Anders als die leichtere depressive Episode ist eine ausgewachsene Depression ein gravierender Verlust an Lebensqualität. Betroffene beschreiben sie oft als einen Zustand des „Nichtfühlens“, der gerade deshalb als quälend empfunden wird. Empathie, Freude oder Liebe – alles, was das Leben mit am schönsten macht, ist auf einmal nicht mehr da.
Warum erkenne ich mich plötzlich nicht mehr wieder?
Wer zum ersten Mal von einer Depression heimgesucht wird, kann das, was da geschieht, häufig gar nicht einordnen. Der innere Antrieb fehlt, Alltägliches erscheint unmachbar oder sinnlos, soziale Kontakte werden zur Last, weil man meint, eine Maske zu tragen oder nichts als eine leere Hülle zu sein.
Allen, die diese unheimliche Erfahrung machen, sei als Lichtblick gesagt: Das sind ganz typische und gewöhnliche Symptome dieser oft hartnäckigen Erkrankung. Sie durchlaufen verschiedene Phasen, sind in der Hinsicht antizipier- und berechenbar, und das Wichtigste: Sie sind mit der richtigen Behandlung in vielen Fällen in den Griff zu bekommen.
Wie bekomme ich mein inneres Gleichgewicht zurück?
An dieser Stelle sei ganz klar gesagt: Bei einer wirklich schweren Depression, die möglicherweise sogar mit Suizidgedanken einhergeht, helfen keine autogenen Übungen oder Life Hacks. Auch nicht Aufmunterungsversuche durch Familie oder Freunde. Im Gegenteil: Oft können solche gut gemeinten Ratschläge und Gesten der Zuneigung Schuldgefühle erzeugen, da man sich nicht besser fühlt, obwohl man doch Menschen um sich hat, die einen lieben. In solchen Fällen ist unbedingt professionelle Hilfe erforderlich – häufig in Form einer Kombination aus medikamentöser und gesprächsorientierter Therapie, je nach Schwere der Erkrankung entweder ambulant oder stationär. Ist man selbst also völlig machtlos? Nein, es gibt neben Denk- und Verhaltensweisen, die Depressionen in manchen Fällen fördern, auch solche, die mildernd auf das Erleben der Erkrankung wirken können. Zum Beispiel diese:
Geduld statt Widerstand
Wer mit aller Gewalt gegen die Depression anzukämpfen versucht, zieht in der Regel den Kürzeren und verschwendet seine Ressourcen. Eine innere Akzeptanz der Situation dagegen kann entlasten und ist oft der wichtige erste Schritt, um sich Hilfe zu holen.
Nicht zu viel schlafen
Besonders morgens ist eine Depression am stärksten ausgeprägt, sodass man gar nicht erst aufstehen will. Das hilft aber meistens nicht, sondern verstärkt die Erkrankung. Weniger Schlaf dagegen kann eine Aufhellung der Stimmung bewirken.
Geteiltes Leid ist halbes Leid
„Keiner versteht mich“ – dieser Gedanke mag für Menschen zutreffen, die selbst noch nie eine Depression hatten. Es gibt jedoch erstaunlich viele, die so etwas auch schon einmal erlebt haben oder sogar zur selben Zeit durchmachen.
Was kann ich aus dieser Erfahrung für die Zukunft lernen?
Man glaubt es kaum, aber einmal überstanden, kann eine Depression auch den Blick auf das Leben auf eine positive Weise verändern. Man hat am eigenen Körper bzw. Geist erfahren, dass man seiner Seele nicht zu viel zumuten darf, dass man nicht immer nur funktionieren kann und dass es den meisten anderen Menschen genauso geht. Dass mit der richtigen Unterstützung auch scheinbar ausweglose Krisen überstanden werden können – und das Leben danach wieder umso mehr Spaß macht!