Wenn der Computer das Leben bestimmt

Computersucht wird auch Internet- oder Onlinesucht genannt und beschreibt das zwanghafte Bedürfnis, Zeit am Computer oder im Internet zu verbringen. Die Betroffenen verlieren dabei die Kontrolle über ihr Nutzungsverhalten. Oftmals ist der Auslöser einer Computersucht eine Computerspielsucht. Das wirkt sich negativ auf soziale Kontakte, Arbeit oder Schule sowie die Gesundheit aus. Seit 2022 ist die Computerspielsucht offiziell als Krankheit anerkannt. Eine hohe Nutzungsdauer allein stellt jedoch noch keine krankhafte Computerspielsucht dar. Davon spricht man erst, wenn die Spielenden ihr übermäßiges Nutzungsverhalten nicht mehr beeinflussen können und jemand darunter leidet. Das kann die Person selbst sein, aber auch Angehörige und Freunde.

Die Ursachen für eine Computersucht sind vielfältig und ergeben sich aus verschiedenen Faktoren, die zusammenspielen. Häufige Auslöser für eine Computersucht sind:

Psychologische Faktoren

Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, Depressionen oder Angststörungen sind anfälliger für eine Computersucht.

Soziale Faktoren

Einsamkeit oder mangelnde soziale Unterstützung im realen Leben können dazu führen, dass Betroffene sich in virtuelle Welten flüchten. Besonders Computerspiele, in denen die Nutzer in eine andere Rolle schlüpfen und live mit anderen Nutzern interagieren können, sind hier beliebt.

Belohnungssystem des Gehirns

Computerspiele, soziale Medien oder Online-Interaktionen aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn, wodurch eine Sucht entstehen kann.

Arbeits- und Freizeitverhalten

In einigen Berufen ist eine intensive Computernutzung unumgänglich. Das kann den Übergang zu einer suchtähnlichen Nutzung begünstigen.

Eine Computersucht kann sich durch verschiedene Anzeichen bemerkbar machen. Die häufigsten Symptome sind:

Kontrollverlust

Betroffene verbringen immer mehr Zeit am Computer, obwohl sie das nicht möchten. Das Problembewusstsein ist also vorhanden, und dennoch gewinnt am Ende die Sucht die Überhand.

Vernachlässigung anderer Lebensbereiche

Beziehungen, Arbeit oder Schule verlieren an Bedeutung. Betroffene ziehen sich oft von Freunden und Familie zurück, um mehr Zeit am Computer zu verbringen. Gespräche laufen zumeist nur noch oberflächlich ab. Die körperliche Gesundheit kann ebenfalls leiden, denn bei exzessiver Computernutzung bleibt meist nicht mehr genügend Zeit für Schlaf und Bewegung.

Entzugserscheinungen

Unruhe, Reizbarkeit oder Depressionen treten auf, wenn der Computer nicht genutzt werden kann.

Verheimlichung und Lügen

Betroffene beschönigen oder verschweigen ihre Computernutzung gegenüber Freunden oder Familie - oftmals aus Scham oder um Nahestehende nicht weiter zu beunruhigen.

Physische Beschwerden

Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Rückenprobleme sind häufige Begleiterscheinungen. Denn Computersüchtige verbringen Stunden am Schreibtisch, auf dem Sofa oder im Bett vor dem Computer, und das meist in einer ungesunden Körperhaltung.

Eine Computersucht wirkt sich meist negativ auf Psyche und Körper aus:

• Soziale Isolation: Der Rückzug aus dem realen Leben kann zu Einsamkeit und sozialen Problemen führen. Selbst oberflächlicher Smalltalk ist nur noch schwer zu meistern.
• Berufliche und schulische Probleme: Die Leistung in Schule oder Beruf kann durch die exzessive Computernutzung stark beeinträchtigt werden.
• Gesundheitliche Schäden: Bewegungsmangel, Schlafprobleme und Stress können langfristige gesundheitliche Folgen haben. Oftmals kommt durch den Bewegungsmangel auch Übergewicht dazu.

Es gibt einige Therapiemöglichkeiten, um eine Computersucht und auch speziell eine Computerspielsucht zu behandeln. Voraussetzung ist jedoch, dass die betroffene Person einsieht, dass sie eine Computersucht hat und bereit ist, Hilfe anzunehmen.

Selbsthilfe-Tipps

• Nutzungszeiten festlegen: Setzen Sie klare Grenzen für die Computernutzung. Stellen Sie sich beim Computer spielen beispielsweise einen Timer, der Sie nach einer bestimmten Zeit daran erinnert, den Computer auszuschalten.
• Alternative Freizeitaktivitäten suchen: Sport, Hobbys oder soziale Treffen können helfen, die Abhängigkeit zu reduzieren. So kommen Sie auf andere Gedanken und vergessen für eine gewisse Zeit den Computer, der zuhause steht.
• Technische Hilfsmittel nutzen: Apps und Programme zur Begrenzung der Bildschirmzeit können unterstützend wirken. Sobald Sie ihr zeitliches Limit erreicht haben, sperrt das Gerät automatisch bestimmte Anwendungen.
• Bewusstsein schaffen: Führen Sie ein Nutzungstagebuch, um Ihr Verhalten besser zu verstehen. Dies kann auch wichtige Informationen liefern, wenn Sie sich ärztlich oder therapeutisch behandeln lassen. Zudem können Sie so schwarz auf weiß sehen, wie exzessiv die Nutzung ist.

Professionelle Hilfe

Wenn die Selbstkontrolle nicht ausreicht, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen:

• Beratung und Therapie: Verhaltenstherapeutische Ansätze können helfen, die Ursachen der Sucht zu erkennen und alternative Verhaltensweisen zu entwickeln.
• Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann motivierend und unterstützend wirken. Trauen Sie sich! Sie sind nicht allein mit dieser Sucht. Anderen ergeht es genauso wie Ihnen.
• Stationäre Behandlung: In schweren Fällen kann die Behandlung in einer Spezialklinik sinnvoll sein. Spezialisten haben neue und andere Ansätze und können Ihnen mit fachlichen und medizinischen Methoden konkret helfen.
• Medizinische Unterstützung: In manchen Fällen kann eine begleitende medikamentöse Behandlung zur Linderung von Begleiterkrankungen wie Depressionen sinnvoll sein.