Stille Nacht: einsam am Fest der Liebe

Ausgeschlossen, allein, vergessen: Einsamkeit fühlt sich nicht gut an. Sie nagt an der Seele. Wie alle Gefühle ist Einsamkeit subjektiv. Ob und wie stark man sie empfindet, hängt mit den persönlichen Erwartungen und erlernten gesellschaftlichen Vorstellungen zusammen. Je größer der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist, desto bewusster ist uns der Mangel. Nur auf den ersten Blick überraschend: Auch in einer Beziehung kann man sich einsam fühlen.

Wenn sie an Weihnachten denken, sehen die meisten Menschen fröhliche Familien, festlich gedeckte Tische und funkelnde Weihnachtsbäume vor sich. Weihnachten gilt als das Fest der Liebe, an dem die Familie zusammenkommt.

Doch manchmal passt die persönliche Lebenssituation so gar nicht zu diesem positiven Bild. Dann blicken Menschen mit schwerem Herzen auf die Feiertage. Das kann der Fall sein, wenn Familie und Heimat zu weit entfernt sind, um mal eben schnell hinzufahren. Oder wenn der Ehepartner oder die Ehepartnerin vor Kurzem verstorben ist. Die Freude der anderen macht den eigenen Verlust besonders schmerzlich bewusst.

Einsamkeit lässt sich nicht wegzaubern, aber sie lässt sich lindern. Gestalten Sie die Feiertage so positiv wie möglich und nehmen Sie Unterstützung in Anspruch. Wir stellen Ihnen einige Initiativen und Angebote vor, die Ihnen dabei helfen können, passende Aktivitäten zu finden und Kontakte zu knüpfen. Sie sind nicht allein! Wie es Ihnen gelingen kann, die Weihnachtstage in festlicher Stimmung zu verbringen, verraten wir Ihnen in unseren Tipps.

„Keiner bleibt allein“…

…ist eine Initiative, die Menschen miteinander vernetzt und Ihnen dabei helfen kann, aus der Einsamkeit herauszufinden. Mit Ihrem Einverständnis werden Ihre persönlichen Kontaktdaten mit denen Gleichgesinnter ausgetauscht. Perfekt, um mit anderen ins Gespräch zu kommen! Und wer weiß, vielleicht entsteht daraus ja ein regelmäßiger Kontakt.

Die Telefon-Seelsorge…

…ist eine Hilfseinrichtung, deren ehrenamtliche Mitarbeiter ein offenes Ohr für Menschen haben, die etwas loswerden möchten. Die Telefonnummer 08001110111 ist rund um die Uhr erreichbar. Die Gespräche werden vertraulich behandelt und sind kostenlos. Sie sind nicht verpflichtet, etwas über sich preiszugeben, sondern sprechen nur über Themen, mit denen Sie sich wohlfühlen.

Das Silbertelefon…

…ist ein Netzwerk, das Menschen ab 60 unterstützt, die sich einsam fühlen. Diese drei Angebote können Sie kostenlos in Anspruch nehmen: Das Silbertelefon, die Silbernetz-Freundschaft und die Silberinfo. In erster Linie geht es darum, einfach mal mit jemandem zu reden. Es werden aber auch Veranstaltungs-Informationen geteilt. Oft entstehen dabei (Telefon-)Freundschaften.

Nebenan.de…

…ist eine Plattform, auf der Sie sich mit Menschen aus Ihrer Nähe vernetzen können. Vom Ausleihen von Werkzeug bis hin zu gemeinsamen Unternehmungen ist dabei alles möglich.

Mit anderen ins Gespräch kommen, sich austauschen und vernetzen: Gerade während der Feiertage ist es unheimlich hilfreich, zu wissen, dass man nicht allein ist. Nutzen Sie diese Angebote, um einfach mal eine andere Stimme zu hören oder selbst etwas zu erzählen. Vielleicht entstehen auf diesem Weg auch neue Freundschaften.

Werden Sie aktiv!

Planen Sie ein kleines Programm für Heiligabend – auch, wenn Sie allein sind. Sie können sich beispielsweise etwas Leckeres kochen, Plätzchen backen oder spazieren gehen.

Unterstützen Sie andere!

Wenn man aus eigener Erfahrung weiß, dass Weihnachten nicht immer leicht ist, liegt es nah, andere zu unterstützen, denen es nicht gut geht. Engagieren Sie sich zum Beispiel in Suppenküchen oder nehmen Sie an Aktionen wie „Weihnachten im Schuhkarton“ teil. Anderen eine Freude zu machen, kann sehr erfüllend sein.

Hände weg von Social Media!

Lassen Sie sich nicht von perfekten Bildern beeindrucken. Der Vergleich mit vermeintlich rundum glücklichen Menschen schlägt auf die Stimmung und hat meistens nicht viel mit der Realität zu tun.

Seien Sie mutig!

Vielleicht sind Sie nicht die einzige Person aus ihrem Umfeld, die einsam ist? Auch wenn man sich manchmal sehr allein fühlt: Menschen, denen es ähnlich geht, gibt es öfter als man denkt. Sprechen Sie sie an, so können Sie sich zusammentun und die Feiertage gemeinsam verbringen.

Glauben Sie an sich!

Wer sagt, dass es beim Fest der Liebe nicht auch um die Selbstliebe gehen kann? Nutzen Sie die Feiertage, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Versuchen Sie Ihre Erfolge anzuerkennen und negative Gedanken durch positive zu ersetzen. Gehen Sie nicht zu hart mit sich ins Gericht. Sie sind es wert!

Informieren Sie sich!

In der Advents- und Weihnachtszeit gibt es in den meisten Gegenden Angebote für Menschen, die Gesellschaft suchen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Bastelnachmittag, Nikolausaktionen, einem Adventskaffee oder dem Besuch eines Gottesdienstes?  

Fest steht: Einsamkeit kann sehr belastend sein. An den Weihnachtsfeiertagen – wenn alle Welt glücklich und in Gesellschaft zu sein scheint – ist sie für viele unerträglich.

Doch zum Glück gibt es Wege, die aus dieser Situation herausführen. Idealerweise knüpfen Sie schon vor der Weihnachtszeit neue Kontakte zu Menschen, die sich ebenfalls über Gesellschaft freuen. Den ersten Schritt können Sie ganz einfach online machen. Auch soziales Engagement kann sehr gesellig und sinnstiftend sein.  

Vielleicht hilft es Ihnen auch, unausgesprochene Erwartungen zu hinterfragen? Weihnachten muss keine Hochglanz-Familienidylle sein. Feiern Sie auf eine andere, persönliche Weise und nutzen Sie die Gelegenheit zur Introspektive.  

Last, but not least: Es ist in Ordnung, wenn Sie sich dann und wann traurig und einsam fühlen. Suchen Sie sich aber unbedingt Unterstützung, wenn Sie nicht mehr aus dem schwarzen Loch herausfinden.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit!